Marketing · Selfpublishing

Marketing Tipps & Tricks [2]: Die eigene Marke

Marketing – oder: Das Ding mit dem Marktwert, wie meine Kollegin Katharina Münz es nennt – ist für Indie-Autoren ein Thema, dem nicht auszuweichen ist. Die Krux an der Geschichte ist jedoch: Wir sind alle kreative Menschen. Marketing bedeutet BWL und das wird mit Langeweile, Mathematik und starren Konzepten assoziiert, das Gegenteil von Kreativität. Im Zweifel sind wir Autoren zudem auch noch scheu. Für sich selbst Marketing betreiben ist also gar nicht so einfach, da wir oftmals weder das Know-How, noch das Selbstbewusstsein dazu haben. Doch eine eigene Marke aufbauen, die das Marketing ganz ohne unser Zutun übernimmt, das können wir alle!


Disclaimer: Ich nutze mich hier als Beispiel, also könnt ihr jede Menge Text über mich selbst erwarten! 

Kaum eine große Firma kommt heute noch ohne die sogenannte „corporate identity“ aus, welche von den Kunden zumeist in Form des „corporate designs“ bewusst wahrgenommen wird. Wenn ich Apple sage, oder Facebook, YouTube, Wattpad, vielleicht auch Amazon oder Starbucks, dann fällt jedem sofort das Logo dazu ein. Doch es ist nicht nur das „corporate design“, das in unserem Kopf aufpoppt: Bei Apple beispielsweise verbinden wir auch sofort Adjektive wie schlicht, modern, wegweisend, cool oder Substantive wie Zukunft und Hipster mit dem Begriff. Das ist die „corporate identity“, die über das eigentliche Logo – den angebissenen Apfel – hinausgeht und sehr konkrete Erwartungen und Emotionen auslöst.

Als Indie-Autor, der sich ohne Verlag im Rücken gegen tausende andere Self-Publisher beweisen muss, kann es ungemein hilfreich sein, wenn man etwas sehr Ähnliches entwickelt – wenn man seinen eigenen Namen zu einer Marke macht, die mit bestimmten Bildern und Emotionen besetzt ist. So, wie eine Buch-Werbung nichts über den Inhalt verraten muss, wenn wir lesen „Der neue Roman von Stephen King“, oder wie man häufig in Kino-Trailern „Der neue Film von Steven Spielberg“ sieht, so kann auch der eigene Autoren-Name zur Marke werden, der Werbung macht, ohne dass wir uns aggressiv vermarkten müssen. Aber wie?

 

Der Name als Logo

Als ich vor etwa einem halben Jahr entschieden habe, dass ich es wirklich ernst meine mit dieser Schriftstellerei, habe ich mir eine Reihe von Gedanken gemacht. Der erste und wichtigste war die Wahl eines Namens. Für mich stand von Anfang an fest, dass ich meine romantischen und eventuell auch erotischen Romane streng trennen möchte von der anspruchsvollen Literatur, die ich plane. Also suchte ich nach einem Pseudonym. Autorinnen von Liebesromanen haben häufig englische oder englisch klingende Namen, und ebenfalls häufig zwei Vornamen, einen davon abgekürzt als Initial. Ich wollte meinen echten Vornamen Julia behalten und ging im Kopf das Alphabet durch, welche Buchstaben damit in Kombination gut klingen. Recht schnell wusste ich, dass ich gerne einen mit J beginnenden Nachnamen haben will – eine Alliteration – und suchte nach einem Buchstaben, der gut dazwischen klingt. Das war in meinem Ohr nur das L. J – L – J. Ich ließ mich von Namenslisten im Internet inspirieren und landete schließlich bei Julia Leanne Jordan.

Der Name war geboren und mit dem Namen die Idee, dass ich künftig auf all meinen Büchern den exakt gleichen Schriftzug für meinen Namen haben wollte, um ihn als Logo zu etablieren. So entstand das Bild, welches ich im Internet überall als meinen Avatar nutze, sowie der Schriftzug, der es noch nicht auf mein erstes Buch geschafft hat (vielleicht bin ich bei einer zweiten Auflage talentierter / inspirierter, ihn einzubauen):

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Ich habe länger an diesem simpel wirkenden Schriftzug gebastelt, als ihr euch vorstellen könnt. Die passende Schrift zu finden, es so zu arrangieren, dass es „schlicht“ aber irgendwie auch „romantisch“ oder „verspielt“ wirkt, gleichzeitig die wichtige Botschaft – den Namen selbst – rüberbringen zu können, all das hat viele Stunden gedauert. Das Logo bspw. das Bild für meinen Avatar war danach recht schnell gestaltet. Ich suchte ein Bild, welches meine Leidenschaft – Schreiben und Kaffee – auf möglichst elegante, klare Art verbindet und quadratisch gut wirkt. Anschließend arrangierte ich meine Initialen darauf und legte einen kreisförmigen, durchsichtigen Untergrund darunter, sodass der Avatar auf Internetseiten mir quadratischen und kreisförmigen Profilbildern gleichermaßen gut aussehen konnte.

Wenn es mir gelingt, dass die Leser schon gar nicht mehr die Buchstaben wahrnehmen müssen, sondern bereits am Schriftzug selbst erkennen, von wem das Buch ist, bin ich da, wo ich hinwollte: Mein Name ist zu einer Marke geworden. Insbesondere beim Cover-Design ist dieser Aspekt zu bedenken.

 

Die Marke – eine emotionale Bindung

Was ich zu dem Zeitpunkt bereits unbewusst gemacht habe und mir erst später bspw. durch die wundervolle Maria Karl als tatsächliche Marketing-Strategie erklärt wurde, war der Versuch, meinen Namen mit bestimmten Assoziationen zu belegen. Ich hatte von Anfang an eine klare Vorstellung davon, welche Art von Büchern ich schreiben will und womit ich in Verbindung gebracht werden wollte. Genau darum geht es auch bei der „corporate identity“ und bei der „Marke“, die wir als Autoren aufbauen können. Wenn man gezielt vorgeht, kann man erreichen, dass der Leser schon beim Anblick des Autornamens ganz genau weiß, was sie oder ihn erwartet – im positiven Sinne.

instagram7-3Die Marke, die ich für meinen Namen aufbauen will, hat bspw. zwei Seiten: Einerseits will ich modern, professionell und fortschrittlich wirken, was sich in der Wahl meines Website-Layouts und meiner intensiven Social-Media-Nutzung widerspiegelt. Andererseits sind meine Bücher und damit auch mein Name immer verbunden mit romantisch, verspielt, gefühlsbetont, weswegen ich einen „süßen“ Banner für meine Website entworfen habe und das erste Buchcover sowie die Werbeanzeigen dafür bewusst weiblich, warm und romantisch gestaltet habe. Meine Bücher werden auch in Zukunft immer sehr starke, weibliche Protagonisten haben, die trotzdem (und genau deswegen) ihre Gefühle erkennen und sich von ihnen leiten lassen. Sie suchen Männer, bei denen sie sich fallen lassen können, die sie aber nicht an die Leine nehmen.

Nachdem ich mir bewusst gemacht habe, mit welchen Adjektiven ich meinen Namen in Verbindung bringen will, war es sehr leicht, den Schriftzug zu entwerfen (auch wenn die Ausführung gedauert hat) und passende Designs für Website und Social-Media-Kanäle zu finden. Das wichtige dabei ist: Es muss alles zusammenpassen. Wie bei einer „corporate identity“, wo auch auf dem Briefpapier noch das „corporate design“ zu finden ist, so muss sich dasselbe „Gefühl“, dieselbe „Assoziation“ durch alle öffentlichen Auftritte ziehen. Auf diese Weise lernt der Leser, was genau er von einem Autor zu erwarten hat. Da reicht es aus, wenn er erfährt „Autor X bringt ein neues Buch auf den Markt“, und der Leser ist bereits zu 90% davon überzeugt, dass er es kaufen will. Anstatt also bei jedem Buch ganz neu anfangen zu müssen, ganz neu überlegen zu müssen, welche Emotionen man mit welchen Bildern und welcher Werbestrategie ansprechen will, ist alleine der Name schon mit genug Assoziationen versehen, dass er für sich selbst wirbt.

 

Die Marke – viele kleine Möglichkeiten

Wenn man sich erstmal „selbst gefunden“ hat, kann man auch ganz leicht eine ganze Reihe von Werbematerialen und andere „Accessoires“ entwerfen.

  • Lesezeichen, die entweder zum aktuellen Buch oder generell zum eigenen Auftritt passen, sind für Autoren immer eine kluge Möglichkeit, denn jeder Leser braucht immer noch ein Lesezeichen mehr.
  • Eigenes Briefpapier, wenn man an Buchblogger, denen man Rezensionsexemplare zur Verfügung stellt, noch einen persönlichen Brief schreiben will.
  • Für künstlerisch Begabte jenseits des Schreibens besteht auch die Möglichkeit, ein kleines Maskottchen zu entwerfen, eine Figur, ein Tier, irgendetwas, was zur Marke passt und bspw. ein wiederkehrendes Element auf Websites und Werbeanzeigen ist.
  • Ein passendes „Favicon“ kann entwickelt werden (die kleinen Symbole in Browser-Tabs), welches zur Marke passt und die Website auch zwischen zahlreichen anderen geöffneten Tabs herausstehen lässt.

Die Liste lässt sich beliebig nach den eigenen Ansprüchen fortsetzen. Wichtig ist am Ende immer, dass man sich darüber im Klaren ist, was man repräsentieren will, wie man wirken will, welche Emotionen man hervorrufen möchte. Das wiederum sollte in ein Design umgesetzt werden, das ein Logo enthalten kann, einen Schriftzug, vielleicht ein Maskottchen oder eine sehr spezielle Farbe.

Für weitere konkrete Beispiele empfehle ich den oben verlinkten Beitrag, in welchem Katharina Münz sehr anschaulich beschreibt, wie sie von „hübsch“ zu „aussagekräftig“ kam bei der Gestaltung ihrer Website.

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