Vier Tage Messe sind vorbei und nach einem mäßigen Auftakt bin ich nun rundum zufrieden. Ich habe viel gelernt, viel gesehen und mir einige Gelegenheiten eröffnen können. Jetzt bin ich mehr als geschafft, doch wie heißt es so schön? Nach der Messe ist vor der Messe!
Am Freitag habe ich wie auch schon am Donnerstag vor allem dem Fachprogramm gelauscht. Nach meiner Enttäuschung am Vortag konnte ich mir noch einige andere, bessere Vorträge raussuchen, die mir tatsächlich Wissen gebracht haben. Insbesondere die Veranstaltungen des Selfpublisher-Verbandes und des Bundesverband junger Autoren und Autorinnen (BVjA) waren mehr als interessant. Ich konnte viele rechtliche Fragen klären, ich habe gelernt, dass man Verlagsverträge immer genau unter die Lupe nehmen sollte. Was auch ein wichtiger Hinweis war: Wenn an einem Messestand eines Verlages das Schild klebt „Wir suchen Autoren“, sollte man sehr skeptisch sein, da sich dort ein so genannter Druckkostenzuschuss-Verlag hinter verbergen könnte. Generell wurde gewarnt, dass klassische DKZ-Verlage heute (aufgrund der Aufklärungsarbeit des Aktionsbündnisses Fairlag) cleverer geworden sind. Im Vertrag selbst steht nichts von Kosten für den Autor, doch kann bspw. das Kleingedruckte enthalten, dass z. B. eine Autorenwebsite unerlässlich für die optimale Bewerbung des Autors ist und für diese vom Autor 5000€ zu zahlen sind. Allgemein gilt: Je einfacher man an den Vertrag kommt, je mehr einem versprochen wird, umso misstrauischer sollte man sein. So viel ich auch über DKZ bereits wusste, hier habe ich noch einmal eine Menge mitnehmen können!
Ein persönliches Highlight war für mich am Freitag zudem der erneute Besuch beim Amrûn Verlag. Ich hatte die Gelegenheit, mit dem Verleger und diversen Autoren zu sprechen. Es ist doch immer wieder schön zu sehen, wie viele Gleichgesinnte man unter Autoren findet. Seien es Ansichten über das Schreiben selbst, aber auch über größere Themen wie Feminismus, Slash-Fiction oder Musikgeschmack, irgendwie stellt man immer wieder fest, dass man entweder einer Meinung ist oder aber alle Beteiligten in der Lage sind, die Meinungen der anderen zu respektieren. Ich konnte mir am Freitag zudem zwei Autogramme für „Lückenfüller“ holen. Also, falls jemand noch mal etwas ganz anderes in seinem Regal stehen haben will, empfehle ich diese Kurzgeschichten-Sammlung wärmstens!
Der Samstag, der für viele Besucher der wichtigste Tag ist, stand für mich dann ganz im Zeichen der Leipziger Autorenrunde. Um die 200 Teilnehmer aus der Buchbranche haben den ganzen Tag zu verschiedenen Themen diskutiert. Für mich ging es los mit einem informativen Gespräch über lovelybooks, wo ich nun voll motiviert demnächst eine Leserunde starten werde. Danach ging es um eBook-Serien (die sich wohl doch nicht so gut verkaufen wie die Sammelbände der einzelnen Serien-Teile), juristische Fallstricke für Autoren und Blogger im Internet (Stichwort Impressum-Pflicht und Urheberrecht). Ganz besonders interessant war eine Einheit über Dramaturgie und Plotten. Irgendwie habe ich im Gespräch bei den Vortragenden den Eindruck erweckt, ein Profi auf dem Gebiet zu sein, also wurden mir kurzerhand Karteikarten mit Gefühlsausdrücken in die Hand gegeben, damit ich diese in eine Reihenfolge bringe, wie sie typisch für eine Geschichte ist. Das war eine ganz niedliche Übung, die auch sehr lehrreich war. Ein Highlight hier stand direkt zu Anfang der Veranstaltung: Das Input-Referat von Sebastian Fitzek war ebenso unterhaltsam wie hilfreich. Denn auch hier wurde wieder klar: So gut wir auch sind, ohne eine Portion Glück und jede Menge Fleiß wird man als Autor leider niemals erfolgreich. Auch einige neue Kontakte unter Autoren konnte ich hier knüpfen und einfach generell: Die Stimmung war gut, ich konnte meine Einstellung zum Buchmarkt und der Branche überprüfen und eine unfassbare Menge an Visitenkarten sammeln.
Die Früchte all dessen, was ich bis dahin gelernt hatte, konnte ich schließlich heute, am Sonntag, direkt umsetzen. Ebenfalls vom BVjA organisiert hat eine Art Speed-Dating zwischen Verlagen und Autoren stattgefunden. Man konnte sich dafür im Vorfeld bewerben. Ich war zwar etwas langsam, aber ich konnte trotzdem noch zwei Termine ergattern. Beide Lektorinnen, mit denen ich gesprochen habe, waren unendlich nett und aufgeschlossen, und beide zeigten sich sehr interessiert an meinem Manuskript Sie sind immer noch mein Chef. Ob darauf tatsächlich etwas wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt, doch es war eine ermutigende Erfahrung, die mir auch bestätigt habe, dass meine aktuellen Schreibprojekte genau auf den Markt passen. Unabhängig davon, um mein Manuskript nun auch vor den kritischen Augen eines Lektors besteht: Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Doch natürlich waren diese vier Tage auch mehr als anstrengend. Entsprechend glücklich war ich, dass mich heute mein Freund begleitet hat und mich nach getaner Arbeit zum Essen in unserem Lieblings-Café ausgeführt hat. Ein schöner Ausklang eines sonnigen, erfolgreichen Tages auf der Buchmesse. Bald ist schon Frankfurt, wo ich selbstverständlich wieder mit dabei sein werde, und schon jetzt beginne ich, mich zu informieren und mir zu überlegen, was ich da tun will.
Ich danke euch allen, die ihr treu meine Fanfictions, meinen Blog
oder meinen Erstling, lorem ipsum, lest!
Danke für deinen Bericht, er hat einige Erinnerungen geweckt, insbesondere über deine Teilnahme am Speeddating organisiert vom BVjA, das sich ja zu einer festen Größe entwickelt zu haben scheint.
Ich war vor zwei Jahren (ist das wirklich schon wieder so lange her?) beim ersten Meet&Greet aller Zeiten dabei und im Endeffekt ergab sich daraus die Veröffentlichung meines Debüts.
Wichtig, was du über Marktgerechtheit schreibst – wenn ich das damals gewusst hätte, wäre mir manche Enttäuschung erspart geblieben.
Aber so habe ich auf die harte Tour gelernt, wie der Hase läuft, und mich bewusst dafür entschieden, mir treu zu bleiben.
Es ist toll, wenn dir augenscheinlich leicht fällt, entsprechend der Markterfordernisse zu schreiben.
Meins ist es nicht, und da ich nur deshalb angefangen habe zu schreiben, weil ich mit den Gesetzmäßigkeiten der Verlagsveröffentlichungen als Leser unzufrieden war, fühle ich mich jetzt mit meinen Büchern unter Selfpublishern besser aufgehoben.
Da gibt es niemanden, der mir reinreden will, meine Figuren entgegen der historischen Fakten und der im ersten Band angelegten Persönlichkeit zu verbiegen, nur um irgendwelchen modernen Markttrends gerecht zu werden.
Das im Vorfeld zu wissen, bevor man sich auf eine Verlagssuche macht, ist sehr wichtig.
Dann gibt es noch so einiges, aber das aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.
In diesem Sinne, da es bei dir so gut zu passen scheint, wünsche ich dir von Herzen viel Glück!
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Ich verstehe total, was du damit meinst, dass du dich für den Markt nicht verrenken willst. Ich für meinen Teil habe da wirklich etwas Glück: Ich bin mir bewusst, dass man gerade als Anfänger den „Marktanforderungen“ entsprechen muss oder untergeht, und da ein Teil meiner schreiberischen Leidenschaft in lockeren Liebesromanzen besteht, passe ich da gut rein. Ich setze meine Hoffnung darauf, dass ich mich so als Autorin etablieren kann, um meine anspruchsvolleren Fantasy-Werke oder auch … mh … ich sag mal, moralisch-philosophischen Werke später auch auf den Markt bringen zu können. Aber gerade bei den Vorträgen des Selfpublisher Verbandes wurde auch immer wieder deutlich, wie starr das Verlagswesen noch ist, schon alleine mit der Anzahl an Veröffentlichungen pro Autor – ein Buch pro Jahr ist da Standard, weil die Mühlen so langsam mahlen. Als Selfpublisher ist man da viel schneller und alles läuft viel unkomplizierter. Und vor allem kann man, wie du sagst, jenseits des Mainstreams schreiben und mit genügend Eigeninitative trotzdem eine Leserschaft finden, die genau diese Nische liebt.
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Lückenfüller habe ich mir auf Grund deines Facebook Postings tatsächlich auch geholt. Nach kurzen reinlesen in die zweite Kurzgeschichte waren die Reaktionen meiner Begleiter durchaus gespalten… aber es war sehr sehenswert ihre Gesichter während des Lesens zu beobachten. Rückblickend erschien dann auch der Kommentar der Verkäuferin, dass ich den Kassenzettel doch gut aufheben möge in einem anderen Licht…
Aber da ich grundsätzlich ja auf solche mal etwas anderen Erfahrungen und abgefahreneren Werke stehe, werde ich dem Buch in seiner Gesamtheit auf jeden Fall eine Chance geben.
Auf jeden Fall freut es mich das du so positiv aus der Messe rausgehst und sich der Stress gelohnt hat.
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Danke für deinen Bericht. Ich werde die Frankfurter Buchmesse zwar (noch) als Buchbloggerin besuchen, da ich mein Buch erst in 2018 veröffentlichen werde, aber die Fühler ausstrecken kann man ja auch schon einmal.
Mir gefällt dein Blog besonders gut, weil du ja hier die Lese- und Schreibseite vereinst. Ich bastele derzeit für unseren Buchblog auch an einem Bereich zum Thema Schreiben, da nehme ich dich vielleicht zum Vorbild, wenn ich darf?
Viele Grüße, Corinna
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Hey, danke für den Kommentar. Ich weiß zwar nicht genau, was du mit Vorbild meinst, aber klar, nur zu 😀 Das Rad neu erfinden kann man ja in der Hinsicht eh nicht mehr. Ich bin gespannt, was man 2018 von dir lesen kann.
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